Jeder Mensch ist einzigartig. Und wir alle verdienen es, dass wir mit uns selbst und miteinander in einer Weise umgehen, die dieser Tatsache gerecht wird.
Viele Frauen erzählen von ihrer Scheu, in ihren Teams ihre Ideen vorzubringen, oder ihrem Unbehagen sich und ihre Leistungen gut darzustellen; sie bewerben sich auf Stellen nur wenn sie 100% der Anforderungen erfüllen, während Männer sich schon bei 60% bewerben. Das Erfahrungsgedächtnis mahnt zur Vorsicht.
Gesellschaftliche Konditionierungen beeinträchtigen uns ebenso wie persönliche Erfahrungen, die wir im Lauf des Lebens machen. Die Sozialwissenschaft nennt eines der daraus resultierenden Phänomene Bedrohung durch Stereotype (stereotype threat): Wenn vor einer Prüfung in Mathematik, Mädchen an ihr Geschlecht erinnert werden, z. B. durch das ankreuzen von W Kästchen auf dem Prüfungsblatt, zeigen sie schlechtere Leistungen als wenn das nicht geschieht.
Wie kommt es dazu?
Wir verfügen über den bewussten Verstand einerseits und das adaptive Unterbewusste, unser emotionales Erfahrungsgedächtnis, andererseits. Im adaptiven Unbewussten finden sich unsere Prägungen und Konditionierungen, die uns nützlich sind oder auch bremsen. Das adaptive Unbewusste äußert sich in Körperempfindungen und Bildern und ist gemeinhin als Bauchgefühl bekannt.
Weit älter in der Gehirnentwicklung als unser bewusster Verstand, spielt es eine viel größere Rolle für unseren Entscheidungen und unsere Motivation als bisher angenommen.
Mit Achtsamkeit und Übung gelingt es, sich von einengenden Mustern zu befreien und das Sprechen und Handeln neu auszurichten, denn…
Wer will schon die Königin übersehen?
Der englischen Ethnologe R.S. Rattray hatte jahrelang bei den Asante in Ghana – zu seiner Zeit um 1920 „Goldküste“ genannt – gelebt und geforscht. Die politische und soziale Machtstellung der Königinmutter war ihm lange Zeit völlig entgangen. Überrascht schreibt er:
„Ich habe die alten Männer und Frauen gefragt, warum ich all das nicht wüsste – ich hatte nämlich sehr viele Jahre in Ashanti verbracht. Die Antwort ist immer die gleiche: `Der weiße Mann hat uns das nie gefragt; Sie haben es nur mit den Männern zu tun und erkennen nur die Männer an; wir nahmen an, dass der Europäer die Frauen für bedeutungslos hält.´“
zitiert nach: Adam Jones: Schwarze Frauen, weiße Beobachter, Die Frauen der Goldküste in den Augen der europäischen Männer 1600-1900, S 157. In: Der europäische Beobachter außereuropäischer Kulturen, Hg.: König/Reinhard/Wendt